Sonntag, 28. November 2010

Herzscheiße

Präambel: Liebe Leserinnen und Leser, da Frau Paula weiterhin den München Blues schiebt, müssen Sie bis auf Weiteres mit Beiträgen im Sinne von "früher war alles besser und hier ist es blöd, ich will heim und zwar sofort" rechnen.

Ich fliege nach Hause, um im Brandenburgischen meinem pädagogischen Auftrag gerecht zu werden. Im TXL-Bus überfallen mich erste Aggressionen über die völlig unlockeren Touristen, die gar nicht wissen, dass man beim Busfahrer nicht mit Scheinen bezahlen darf und erwische mich bei peinlichen Abgrenzungsmanövern. "Ist der Bus denn so kleen, dit wir alle hier vorne stehn müssn oder wat" raunzt unser zuvorkommender BVG-Fachangestellter und ich will mich mit ihm solidarisieren. Im Zug lerne ich einen Mann kennen, um die 50 seit 30 Jahren in Kreuzberg. Wir reden über die Liebe und das Leben, er erzählt von Scheidungen, Kindern, Frauen, Freundinnen. Die Essenz ist, dass man eigentlich nur gelassen bleiben sollte. Der Zug hat eine Stunde Verspätung, aber ich glaube, wir beide sind eigentlich froh darum, eine kleine Zeitblase zu haben, in der wir weiterreden können. Der Bus zurück zum Flughafen hat einen Unfall, wir können nicht weiterfahren und für einen winzigen Moment kommt mir die Idee, hier und jetzt zu verschwinden. War das nicht ein Zeichen, das ich hätte erkennen sollen? Will nicht sogar die BVG, dass ich wieder nach Hause komme? Im Flugzeug schluchze ich in meine Lufthansa-Serviette und bin fast angewidert von meiner eigenen Theatralik.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen