Samstag, 31. Juli 2010

Giesing! Sendling! Haidhausen! München!

Bislang dachte ich, wenn ich auf Konzerten in Berlin war, die Komplimente der Auftretenden seien berlinspezifisch. "Berlin! Seid Ihr da!?" oder Ähnliches wurde gerufen und das Besondere war, dass ich dachte - ach ja, so ist es nur hier. Gestern war ich auf einem kleinen Konzert im Puerto Giesing und es war ja klar: hier wird genauso gerufen "München seid Ihr gut drauf?!". Und ich war gut drauf. Und ich war in München.

...wo wart ihr denn die ganze Zeit?

ich war beim Konzert einer Damenkapelle und vom ersten Moment an dachte ich: hey, hier seid Ihr alle! Es war wie ein Ausflug in ein kleines Berlin, vielleicht ins west germany am Kotti. Unprätenziöse, interessant aussehende Menschen, mitunter mit Iro statt blonden Strähnchen. Die Damenkapelle spielte zum Tanz auf und auch der Punk pogte fröhlich mit und zuckte mit den entblößten Schultern auf denen stand Freiheit oder tot.

Freitag, 30. Juli 2010

Popper II

Ich kann das gerade nicht lassen mit den Analogien, denn wenn man sich den Münchner Flughafen anschaut fällt mir nur eins ein: Popper.



Ich meine, hier fehlen doch nur noch Spandau Ballet, oder?

Zum Vergleich Tempelhof:

Donnerstag, 29. Juli 2010

uuuuuund....

...wie ist München so. Wollen KollegInnen, Bekannte, Verwandte wissen - all diejenigen, die mit mehr oder weniger Anteilnahme die Migration verfolgen. Nie fällt mir etwas wirklich Spektakuläres ein wie, die essen alle den ganzen Tag lebende Schweine. Oder: meist kratzen sie sich unter den Achseln. Die kleinen Beobachtungen, die ich hier beschreibe lassen sich schlecht in handlichen Mittagspausen-Häppchen-abbeißen-socializing-Stücken verpacken. Es läuft dann doch auf ein "gut" gefolgt von heftigem Nicken, hinaus. Daraufhin wird mir vom Gegenüber eine Reihe von Annahmen über Berlin oder München oder Berlin und München offeriert. Ich picke mir dann eine raus, knabbere darauf herum und versuche einen verdaulichen Klumpen daraus zu machen.

Dienstag, 27. Juli 2010

Popper für immer

Über den normativen Kleidungsstil und die mitunter beeindruckenden Investitionen der MünchnerInnen in ihr Äußeres waren schon häufiger Thema dieser Ausführungen. Nicht selten habe ich reflektiert, warum Kleidung hier so wichtig ist und was genau mich eigentlich daran bewegt. Neulich ist mir ein Zusammenhang aufgefallen: warum wird beispielsweise über ItalienerInnen gesagt, sie seien so stilvoll gekleidet, bei MünchnerInnen aber die Nase gerümpft?
München hat, durch was auch immer, eigentlich im Kern den Stil des ewigen Poppers aufrecht erhalten. Polohemd, lachsfarbener Pulli um die Schultern, helle Jeans und College-Slipper. Und an sich ist das, so sehr es erschreckt, einfach konsequent.

Samstag, 24. Juli 2010

Ist ja auch mal was

Die Konzerte, die ich in letzter Zeit gerne gesehen hätte waren: Prince in Berlin, Jamie Lidell in Berlin, Jamie Lidell und Prince in Montreux...wenn ich länger darüber nachdenke, fallen mir sicher noch mehr Bands und KünstlerInnen ein, die sich jedoch nur im Einzelfall mal in die Muffathalle verirren. Hier gibt es stattdessen das:



Aber hey, der Eintritt ist frei! Und um Herrn Koze zu zitieren: wir nehm' auf jeden Fall was zu Saufen mit.

Mittwoch, 21. Juli 2010

by the sea


Ich sprach bereits vom Meer. Hier gibt es die Isar. Wenn man mit MünchnerInnen oder Zugezogenen oder München-KennerInnen spricht, gibt es zwei Sätze, die auf jeden Fall kommen (je nachdem, wie die sonstige Haltung zu dieser Stadt ist, beginnen die Sätze mit "aber..." oder "und...)...die Biergärten...die ISAR! Im Einzelfall kommt noch ein "...der EISbach". Zurück zur Isar: ja, sie ist schön. Ja im Sommer gehen die Menschen darin schwimmen. Meine Kolleginnen gehen gar in der Mittagspause in die ISAR ("da MUSST Du mitkommen, das ist SO SCHÖN!"). Ich erwähnte bereits, dass ich mich gern mit ethnisierenden Unterschieden herausreden würde (ich bin Griechin, Japanerin, was auch immer - wir gehen nie schwimmen) oder Ähnlichem. Lange werde ich das nicht mehr aufrecht erhalten können. Wie kann ich den einheimischen, gesunden, braungebrannten und lebensfrohen Frauen vermitteln, dass ich gern am aber nicht im Wasser bin? Oder wäre auch das Teil der Integration? Bislang habe ich es bis zum Knöchel geschafft, bis zum Knie wäre auch möglich. Aber wenn ich erst einmal in meinem sportiv-tarnenden Adidas-Einteiler da auftauche, werde auch ich mich in die Fluten stürzen müssen.

Sonntag, 18. Juli 2010

München-Multikulti

Nach meiner heutigen Runde zwischen Power3000 und Freihantel hatte ich Lust auf ein frisches Matjesfilet und nutzte die Gelegenheit für einen Besuch auf dem "Hamburger" "Fisch"Markt. Nach einigem Suchen fand ich zwischen Nudel-Uwe, dem Thüringer Holzkohlengrill, "Käse aus Frankreich, sowie einem Stand, der sowohl Kondolenzkarten (In Stiller Trauer) als auch Anti-Rutsch-Matten für die Badewanne verkaufte, auch einen Fischstand. Der führte frittierte Fischnuggets. Ich kam nicht dazu, mich lange zu grämen, denn die Happy Bavarians spielten zum Tanz auf mit Blasmusi. Hey, Integration ist was Du daraus machst! Ich frage mich allerdings, was als nächstes kommt. Wollen sie einen aufblasbaren Fernsehturm aufstellen oder ein Brandenburger Tor und Fellkappen verkaufen?

Samstag, 17. Juli 2010

Dirndophobie

Ich hatte es eigentlich angekündigt, aber ich schaffe es nicht. Ich biege vor jeder Trachtenabteilung ab, Wiesntrachtn und mehr erzeugen bei mir mehr Abwehr als der Zahnarzt. Sprich: Kocherlball fällt für mich aus diesen und anderen Gründen aus.

Dienstag, 13. Juli 2010

Zorbas

"Ich bin Grieche" kommentierte jüngst ein Freund japsend die Münchner Hitze "und ein Grieche sitzt gern im Schatten". Angesichts klimatischer Bedingungen neigt man ja schnell zur Ethnisierung von Unterschieden, so wie bei Huskys, Islandponys oder Kamelen. Bei mir wäre das dann schon schwieriger zu ermitteln, denn obwohl ich bei der derzeitigen Nordflucht vor allem vom Hotelzimmer aus den Blick auf den Hafen genießen darf, ist mir das Küstendasein weit näher als die Alpen. Ich sehe riesige Stenafähren ein- und auslaufen, es ist immernoch hell, der Wind pustet. In München liegt das Meer hinter den Bergen. Vielleicht sollte ich da mal hinfahren.

Sonntag, 11. Juli 2010

Camouflage

Es wird Ernst

gestern fiel mir mit Schrecken auf, dass Schritt I meiner Initiation naht. Der Kocherlball und ich habe noch kein Dirndl. Da es mir ein Anliegen ist, bar Furcht und Verstand jedoch mit sozialwissenschaftlichem Eifer die Münchner Kultur zu erforschen, werde ich nächste Woche ein einschlägiges Fachgeschäft aufsuchen. Denn, so hörte ich, es gäbe keine Frau [sic!] die im Dirndl nicht gut aussähe. Wir werden sehen, ob das auch für mich zutrifft und ich berichte.
Gestern war ich zudem in der Isar. So bis zum Knöchel. Dazu später mehr.

Samstag, 10. Juli 2010

Der ewige Konjunktiv

Es gibt einen Film, "Billy Elliott - I will dance" darin sagt die Großmutter bei jeder Gelegenheit "Ich hätte Ballerina werden können". Sie drückt damit den ewigen Konjunktiv aus. Eine weitere Form dies zu tun ist, dass ich bei jeder Gelegenheit versuche, zu vermitteln, dass ich ei-gent-lich aus Berlin komme. Letzte Woche stand bei zwei offizielle Programmen das erste Mal "Paula, München" da und ich wurde auch so angekündigt. Es fühlt sich immernoch fremd an.
Aber es kann kein Ziel sein, der ewige Konjunktiv zu bleiben: hätte, wäre, würde, - sein.

Für Polly


Jeder Fahrgast mit einer gültigen Fahrkarte darf einen Hund gratis mitnehmen. So ist das hier.

Dienstag, 6. Juli 2010

stay cool

Das Tempo steigt. Ich habe das Gefühl, drei - nein fünf - Baustellen gleichzeitig zu bearbeiten und alle halten sich selbst für wichtig, je nach Perspektive. Dabei weiß ich ja, dass es seine Zeit braucht, anzukommen und gelassen den Herausforderungen des Alltags zu begegnen. Die Bayern machen es da ganz richtig, die setzen sich erst einmal auf den Viktualienmarkt und trinken ein Helles. Mir würde gerade auch schon ein großes Spezi reichen.

Sonntag, 4. Juli 2010

Herr Doktor und sein Maserati

Ich steige in den ICE (Ruhebereich) und neben meinem Sitz erzählt Herr Doktor seinem Handy von seinem Maserati, mit dem er demnächst nach Berlin fahren möchte. Fette Silberhalskette, Hemd und Pilotenbrille. Niemals Selbstzweifel, zumindest denke ich das. Stimmt: Distinktion macht in der zweiten Klasse noch viel mehr Spaß. Als die Klimaanlage ausfällt kauft er uns Cola und gewinnt damit wieder etwas Sympathie, lädt mich zu einem Sommerfest ein und kommt ursprünglich aus München (sic!). Er erzählt glücklich wie ein Kind von seinem alten Maserati ("sieht aus wie ein Fiat"), den er wochenends repariert, vom Gitarrespielen, der Fremde und der Nähe. Ich lache mehr als in den letzten fünf Tagen insgesamt und für einen winzigen Moment bin ich anwesend. Können die MünchnerInnen nett sein, wenn sie auf Reisen sind, wenn sie in der Fremde leben oder bin ich bislang einfach den Falschen begegnet?

Westflucht


Nach einer längeren Reise durch Deutschland (Berlin, Frankfurt, Bielefeld) fällt mir auf, dass man eigentlich überall schlecht gelaunt sein kann. Ein längeres Gespräch mit einer Ex-Münchnerin (deren Augen hell leuchten) erzeugt in mir das Gefühl, ich müsste es nur versuchen, mich hier zu Hause zu fühlen...

wo die Kleinkarierten Männer einkaufen