Mittwoch, 31. März 2010

mein Untergang

Also wie das mit dem Holz vor der Hütt'n klappen soll, weiß ich jetzt. Beziehungsweise, mir ist jedenfalls klar, warum es hier keine Dirndl in kleinen Größen gibt und dass die Münchner nichts von Low-Carb halten sonst gäbe es hier nicht das:



Es handelt sich hierbei um eine Nussbreze und sie ist nur ein Beispiel für die zahlreichen fett- und kohlenhydratreichen Leckereien, die sich hier an jeder Ecke verbergen. Nussbrezen, Schneekugeln und weiteres Geschnetz will schon allein am Rosenheimer Platz in meine Tasche. Und wenn ich weitergehe wird es immer schlimmer. Falls mich also jemand nicht wiedererkennt, wenn ich mal in Berlin bin: der Hefeklops im Dirndl, das könnte ich sein.

Dienstag, 30. März 2010

more than words


Zivilcourage ist in München auch für Vierbeiner mehr als nur ein Wort. Dieses Plakat sah ich heute auf meinem Rundgang durch Hauptstadt Bayerns. Eine klare Forderung. Wo sich Berlins Hunde widerspruchs- und würdelos auf den Grün- oder Kopfsteinstreifen führen lassen, um ihre Geschäfte zu verrichten greifen die Münchner zu Papier und Farbe und fordern längst Ausstehendes: die Gleichbehandlung mit Katzen.


Wie ich allerdings gestern in der Süddeutschen las, handelt es sich um eine Schüler_innendemo, denn deren Schule hat Kanalisationsprobleme. Komm, in Wahrheit wollen die nur auf den Klos rauchen, aber ich halte dicht, ist klar!

Cool

Der Berlin-Bonus spielt mir in die Hände. "Cool" findet es mein neuer Friseur (mit Original-Neue-Schönhauser-Frisur), dass ich aus Berlin komme. Ich kriege eine Super-Beratung und es scheint, als würde er sich besondere Mühe geben, mich auch "cool" aussehen zu lassen. Ich bin zufrieden, aber lange kann ich den Bonus wohl nicht halten. Heute mal testen, wie sich der Bonus beim Tanzen verhält. Vielleicht rettet mich mein Haarschnitt.
Heute sollte die Wirtshauserfahrung folgen, aber ich muss das noch verarbeiten. Denn ich kann hier nicht genau begründen, warum ich mich in einem Raum voller Schweinsbraten, bedirndlten Kellnerinnen und belederhosten Kellnern (nein, nicht die Lederhosen vom CSD) wohl gefühlt habe. Jedenfalls war ich gestern in einem 2nd-Hand-Shop und habe mir die Dirndl angesehen, leider ist die Auswahl in meiner Größe begrenzt - brauche noch mehr Holz vor der Hüttn.

Montag, 29. März 2010

Haben Sie einen Termin?

Plan für heute: Haareschneiden lassen und Sportstudio aussuchen. Erstens: Ich gehe in den leeren Friseur (morgens ist alles leer, die Münchner schlafen oder arbeiten) und man kann mir einen Termin für den Nachmittag anbieten...Zweitens: Ich gehe in ein Sportstudio mit einem klangvollen Namen "Diva" (genau das Richtige?). Und werde gefragt, ob ich einen Termin habe. Nein, ich will mich nur informieren. Ja dafür brauche ich einen Termin. Aber ich will doch nur eine Preisliste. Ja, dafür brauche ich einen Termin. Okay, ich gehe morgen nochmal hin. Um halb elf. Pünktlich. Gestern war ich im Wirtshaus, zu diesem Abenteuer morgen mehr.

Freitag, 26. März 2010

dreidimensional

natürlich brauche ich genau zwei Kisten mehr als ich dachte. Und natürlich wird mein sofa auf keinen fall in den transporter passen. also bye sofa. und wie die anderen neuköllner darf ich zu abschied noch ein paar möbel auf die straße stellen. nur dass die etwas schöner aussehen, als die die hier sonst herumstehen...aber zum schluss will ich wenigstens noch die korrekte sozialisation nachweisen. wer also ein schönes sofa, eine kommode oder ein paar tische braucht, sollte sich morgen in neukölln herumtreiben...
inzwischen habe ich mich von so vielen leuten verabschiedet, dass selbst mir klar wird, dass es kein zurück gibt. heute habe ich mit einer frau gesprochen, die in münchen lebt und noch einen wohnung in berlin hat. sie will eigentlich irgendwie zurück. mir ist klar, dass ich nicht zurückkommen will.
aber einen koffer habe ich auch noch in berlin, einer meiner rollkoffer ist mysteriöserweise unauffindbar. also sicher noch irgendwo in berlin...
und ein rosa smartie habe ich heute auf der straße gefunden, sozusagen als ende der glück-auf-der-straße-serie.

Dienstag, 23. März 2010

Ortsidentifikation

Wenn ich bislang in anderen Städten zu Besuch war und gefragt wurde: wo kommst Du her? habe ich immer Berlin gesagt. Und erntete anerkennendes Kopfnicken, als sei der Wohnort eine Aussage über mich. Dabei kann ich in Berlin leben als wäre ich im Oberallgäu, nur ohne Berge. Genaugenommen sind glaube ich alle wesentlichen berlinspezifischen Dinge an mir vorbeigegangen, oder sie fallen mir jetzt nicht mehr ein. Aber es gab mir natürlich auch eine gewisse Genugtuung, denn ich hätte ja auch sagen können: ich bin Gebrauchtwagenhändlerin in Wuppertal. Fortan sage ich: aus München. Oder vielleicht versuche ich es jetzt mal mit Wuppertal. Oder Wolfratshausen.

Ansonsten war gestern schonwieder eine Verabschiedung, dieses Mal von der Trainingsgruppe. Jetzt sind die Abschiede gezählt, glaube ich, der nächste wird nur noch das Winken aus dem Umzugstransporter sein.

Sonntag, 21. März 2010

Fahr wohl Alice!

Der Farewellabend hat mir klargemacht, dass ich die nächsten Monate nicht mehr damit rechnen kann, in einer Gruppe von lieben Menschen zu sitzen, die ich gut kenne, die mich gut kennen und auf die ich mich verlassen kann. Ich durfte sogar meinen Doktorhut aufprobieren, sozusagen als Probe.
Die letzte Woche bricht an, die Kisten sind immernoch nicht gepackt. Mir ist meine Schwester eingefallen, die direkt aus dem Elternhaus mit ihrem Ehemann zusammengezogen ist. Ihre Statuspassage ins Erwachsenenleben war auch davon gekennzeichnet, dass sie sich von ihrem Jugend-Kram verabschiedet hat. Meine Statuspassagen verlaufen schleichend und ich schleppe Dinge mit mir herum, die ich besitze seit ich volljährig geworden bin. Ob ich im Erwachsensein angekommen bin kann ich gar nicht sagen. Wann soll das überhaupt sein?

Samstag, 20. März 2010

...noch 7 Tage

Heute war die Vorabnahme mit meinem Vermieter - Typ charlottenburger Reichtum - ein Termin für die Katze. Da ich keine Haustiere halten darf (und Paula F. immernoch als Tier gilt) musste sie zum Nachbarn gebracht werden (Paula F. unleidlich), nur damit Herr Vermieter mit Großgrundbesitzerblick durch die Wohnung schreiten konnte. Wie ich schon vorgeschlagen hatte sollte die endgültige Abnahme nun am Umzugstag stattfinden. Dafür habe ich also gestern Power-Bang-Bad-Kalk-O-Weg angewendet bis meine Augen tränten, Paula F. traumatisiert (in der Kiste durch den Regen)und bin zu früh aufgestanden.
Aber gut, zurzeit kann ich ja immer sagen - es ist das letzte Mal.
Punkt zwei auf der Liste war der Keller des Ex-Freundes, da hatte ich noch ein paar Leichen liegen, unter anderem ein Bauchkettchen (sic!).
Punkt drei ist die Frage: habe ich zu wenig Kisten oder zu viel Zeug?
Und Punkt vier wird der Farewell-Abend heute. Ich fürchte, dann wird auch die Verdrängung nicht mehr funktionieren.

Donnerstag, 18. März 2010

was für ein Tag

Die Sonne scheint, das Gras in der Hasenheide ist trotz Rodelattacke grünlich, die Jogger sind noch nicht gegerbt sondern pausbäckig. Selbst die Dealer scheinen die Übergangsjacke aus dem Schrank geholt zu haben. Ich will noch einen Sommer hier, denke ich heute. Nur einen, an dem ich an der Admiralsbrücke sitzen kann, mit Gitarre...ach ne, das sind ja auch alles Touristen, die da sitzen. Na gut, aber einen Sommer am Kanal sitzen, durch die Hasenheide laufen, den "beim ersten Sonnenstrahl sitzen wir draußen mit Decke und rauchen und halten unsere neuerdings modernen Kassengestell-Psychopathen-Brillen in die Sonne und wärmen die Achtziger-Spandex Leggins auf"-Terror genießen. Mal sehen, wie der Draußensitzterror sich in München gestaltet.

Mittwoch, 17. März 2010

willkommen fühlen

Heute hatte ich die ersten Anrufe aus dem Süden von denen, die sich auf mich freuen. Also vielleicht nicht auf mich, aber zumindest auf die Zusammenarbeit oder meine Anwesenheit in München. Was für ein Luxus: von einer Seite vermisst von der anderen willkommen zu sein. Heute freue ich mich auf das Neue.

das letzte mal...

Jetzt fängt es an, dass Dinge und Personen eine besondere Bedeutung bekommen, weil ich denke, dass ich sie nicht mehr sehen werde. In meiner letzten Tangostunde haben gestern Menschen gesagt "schade, dass Du gehst" von denen ich nicht mal wusste, dass sie nicht das erste Mal da sind.
Und wieder: was willst Du denn in München? Als könnte man an keinem anderen Ort der Welt leben.

Montag, 15. März 2010

you can get the girl out of the trailerpark oder...

wieviel Neukölln ist in mir? Ich freue mich auf die freundlichen Münchner, ich stelle mir vor, dass weniger gemotzt wird - siehe unten. Nach fast zehn Jahren Berlin sagt eine gute Freundin zu mir, ich sei schon eine "Göre" geworden. Ich meckere fröhlich mit, wenn mir ein Autofahrer die Vorfahrt nimmt, wenn irgendwo ein Hundehaufen ist, wenn mir bei Karstadt jemand die Tür vor der Nase zufallen lässt. Ein so lautes "Ey" wie beim Fahrradfahren auf der Stresemannstraße kam mir früher nicht über die Lippen.
Vielleicht muss ich erst ein Freundlichkeitsassimilationstraining machen...

Sonntag, 14. März 2010

erste Hypothesen

Der Kistenberg wächst, das Auto ist organisiert, der farewell-Abend naht. Ich erwische mich dabei, erste innerliche Vorurteile über "Berlin" zu formulieren. Sicher will ich mir den Abschied erleichtern, aber was soll das? Gleiches gilt über "München", die Stadt, die bei den "Berlinern" nur Naserümpfen und Mitleid verursacht. Ich stelle mir München gerade sonnig, fröhlich und ein bisschen bräsig vor. Den "Berlinern" werfe ich in stummen Monologen vor, immer nur zu motzen, weil sie nichts Besseres zu tun haben.
Auf soziologisch heißt das: ich nehme an, dass die höhere Erwerbsquote dazu führt, dass "die Münchner" sich nicht dadurch aufwerten müssen, dass sie andere anmotzen. Gewagte, ungeprüfte und recht marktkonforme These, ich weiß.