Sonntag, 13. Juni 2010

Idylle lauert überall

Nachdem ich heute im Diven-Studio meine Abduktoren gestählt habe machte ich einen Spaziergang durchs schöne (!) Haidhausen. Und dann ist es passiert: ich sah ein echt schönes Dirndl (zum Glück ist Sonntag) und ganz ungesteuert gab ich mich den Gedanken hin, ob ich nicht doch im fischgratparkett-gebeizte-biedermeiermöbel-hermes-gürtel-louis-vuitton-tasche-blonde-strähnchen-nirvana glücklich werden könnte "München hat Lebensqualität, man muss eben auch wollen" sagen und nächste woche einen Kombi probefahren sollte. Nachdem ich dann ein paar Straßen weiterschlenderte hatte mich zum glück der Pessimissmus wieder und ich bin sicher: niemals werde ich so. Aber man muss aufpassen, die Idylle lauert überall und ehe ich "Berlin ist aber besser" sagen kann ist mir schon ein "Mei ist das schön" herausgerutscht.

Samstag, 12. Juni 2010

Die Münchner sind so

Dass die WM ein Quell an Integrationschancen sein würde hatte ich bereits vermutet. Schon gestern lernte ich ein Ehepaar kennen, etwa mein Alter. Er kleinkariertes Hemd, sie Businesskleidchen, zunächst war mein Eindruck klar. Wir kamen ins Gespräch und sie waren tatsächlich quasi-gebürtige MünchnerInnen. Viel Interesse galt meinem Urteil über die Stadt, mein Einleben und ich hörte einen Satz, der bei mir ein erst heute erklärbares Befremden auslöste: Ja, es sei schwer, sich einzuleben, denn die Münchner bilden eine geschlossene Gesellschaft. Genau das habe ich von mehreren mehr oder weniger HekunftsmünchnerInnen gehört. Die jedoch selbst zumindest den Gesprächskontakt mit mir aufgenommen haben. Das ist so, als würde ich sagen, jaja, die Deutschen sind fremdenfeindlich. Ich kann mich nicht erinnern, dass BerlinerInnen das gesagt hätten. In Berlin habe ich gehört, die Stadt sei rau, schnell, kalt...München hat, so sagt man hier, Lebensqualität, aber das Einleben sei schwer, weil die dort lebenden Personen nicht gern neue Menschen aufnehmen. Irgendwie sehe ich da einen Widerspruch.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Happiness is something you can not buy in a bottle

Jüngst erneut mit einem Sozialkontakt im Biergarten (wie gesagt, auch zugewandert) klagte ich mein Leid (das ist das Gute, unter Zugewanderten kann man wenigstens ordentlich jammern). Nachdem wir gemeinsam den Zustand der Erwerbsarbeit als solchen, denselben in der Fremde, das Heimweh, die Liebe allgemein und im Besonderen und auch andere Themen beleuchteten, schloss der Sozialkontakt: wenigstens ist nicht unsere Sorge, wo wir das Rosenthal-Service hinstellen sollen. Da hat er wohl Recht.

Paula möchte aus dem Brezenparadies abgeholt werden

Gestern Abend ist mir klar geworden, dass ich hier nicht glücklich sein kann. Ich war in einem Café, das einem netten Laden im Gräfekiez entsprechen würde. Neben mir zwei blonde Frauen, die jede Person, die vorbeiging, taxierten. Hinter mir eine betrunkene Frau, die ihr zufällig dort sitzendes Gegenüber über Urlaub auf einer Inselgruppe informierte, die sich wie eine unangenehme Krankheit anhörte...Sonst: Akademikerfamilien "nein Josie, lass das". Ich will nach Hause. Die einzigen, die mir sympathisch waren, waren ein Pärchen, die intensiv flirteten. Die haben sich wenigstens amüsiert.

Samstag, 5. Juni 2010

Mehr Drama

Neben dem geringen Hang zum Klagen scheint mir München doch einen solchen zum Drama zu haben. Wenn es hier regnet, dann wochenlang. Wenn die Isar Hochwasser hat, dann ist das nicht so ein blasses Schwappen wie die Spree. Hier ist richtig was los. Die Isar gleicht einem reißenden Strom, dicke Wellen schlagen ans Ufer, die Menschen (so dachte ich) sammeln sich auf den Brücken, um das Wasser zu beobachten.
Aber sie haben dann doch eher die Surfer bewundert, die derzeit nicht nur am Eisbach zugange sind.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Feierwut


Hallo Ihr da draußen im Nicht-Freistaat. Arbeitet ihr hart? Ja? Wir nicht. In München feiert man die Feste, wie sie fallen und darum ist heute Feiertag. Toll. Wirklich toll. Ich sitze hier, mit meinem Partyhut auf dem Kopf und weiß nicht wo hin mit meiner guten Stimmung. Vor allem, weil ich seit ungefähr Dienstag weiß, dass heute Feiertag ist und alle anderen, die sich hier schon integriert haben, natürlich einen Brückentag genommen haben. Ich nicht. Deshalb ist morgen wieder Schluss mit lustig und ich kann nicht für vier Tage nach Berlin fahren. Naja, dann schmeiße ich noch ein bisschen mit Konfetti um mich, da kommt man ja sonst nie zu. Olé.