Samstag, 26. Februar 2011

Donnerstag, 24. Februar 2011

Bayerische Wochen der Wahrheit

Ein bundesweit nicht ganz unbekannter Fußballverein aus München (rote Trikots) stehen unter einem gewissen Leistungsdruck. Die sind andauernd Meister und auch sonst reich und erfolg-reich. Im Moment läuft es nicht so gut, vielleicht liegt das an einer gewissen Bräsigkeit, mir fehlt da der Sachverstand. Jedenfalls wollen sie sich nun mehr anstrengen und sprechen deshalb von den "bayerischen Wochen der Wahrheit". Das interessiert mich. Einer meiner Hauptkritikpunkte an München ist ja, dass mir der Habitus hier häufig aufgesetzt vorkommt. Alle tragen eine erfolg-reiche Fassade zu Markte, sind unabhängig und wahnsinnig gut gelaunt. Alle haben Freunde und sind außerdem freundlich. Wenn ich dann mal, ganz harmlos, einen Fahrradfahrer anschnauze, fällt der fast vom Sattel. Auch sonst gefällt nicht, wenn man ehrlicherweise morgens um sieben verquollen, abends schlecht gelaunt und mittags hungrig ist. Ich stelle mir vor, dass die bayerischen Wochen der Wahrheit vielleicht eine Initiative mit Signalwirkung werden: Frauen, geht ohne Make Up raus, reißt die Klebenägel ab, heult in der Öffentlichkeit, sagt euch gegenseitig, dass ihr wegen des Porsche Cayenne Schrägstrich der Handtasche bis über beide Ohren verschuldet seid, nörgelt an Euren Männern herum! Und dann schießen wir alle ein Tor. Hurra.

Samstag, 19. Februar 2011

Die Damen, aufsitzen


Nachdem ich aus einer Nussschale ein Kleid gezogen habe und aus einem Kürbis ein Auto wurde fuhren wir auf besagten Ball zu dem die freundliche Fachfrau mich geradezu genötigt hatte. Beim Eintreten und Kartenkauf war ich etwas verwundert über den Aufzug des Kartenverkäufers (mit Kappe). Er wollte wissen, ob wir ältere Herren seien, was zumindest ich sicher verneinen konnte. Im Innenteil fanden wir unseren Tisch, wo bereits anderen jüngere Menschen saßen. In der Hoffnung auf Sozialkontakt freute ich mich, bis eine der Damen uns ansprach, ob wir auch Barmanen oder Germanen seien. Herr Käfer und ich waren zunehmend irritiert und fragten uns, ob die Krankenkassenzugehörigkeit zu einem so frühen Zeitpunkt einer Bekanntschaft erfragt werden dürfte (das traut sich nicht einmal mein Zahnarzt). Angesichts der Käppchen und Schleifen der umstehenden Herren dämmerte uns langsam, dass wir in einen Ball so genannter Verbindungen geraten waren, 'Bundesbrüder', wie sie sich gegenseitig nannten. Auf dem Programm war die Nationalhymne angekündigt. Gottlob befand sich im Nebenraum ein Abschlussball. Hier mussten wir uns zwar vor 14-Jährigen und ihren Eltern in Acht nehmen, jedoch erschien uns das aufgrund der Umstände das kleinere Übel. Merke: Ist ein Ball lateinisch benannt, nimm Abstand und die Füße in die Hand.

Freitag, 18. Februar 2011

Ich will, dass Sie...

In München geht man ja zur so genannten "Faschingszeit" auf Bälle. Und nachdem ich zwar schon seit Wochen planend das Thema "Ballkleid" umreiße, Pro-Contra-Listen schreibe und eine eingehende Marktanalyse durchgeführt habe, bin ich noch nicht wirklich zur Tat geschritten. Entsprechend kalt erwischte mich die Einladung von Herrn Käfer heute um vier für heute Abend. In meiner Verzweiflung ging ich mit zittriger Kreditkarte zu einem anerkannten Händler in München. "Ich brauche ein Ballkleid - für heute Abend" sagte ich, im Wissen, dass mich ein tadelnder Blick erwischen würde, gefolgt von einer kritischen Inspektion meines Körpers. Doch die Dame zog flugs zwei entsprechende Stoffstücke hervor, wusste nach dem ersten Anprobieren, was mir passt und als ich ansetzen wollte "ich weiß, das ist kurzfristig und äh..." sah sie mich kurz über den Rand ihrer Lesebrille an und sagte: "Ich will, dass Sie heute Abend auf diesen Ball gehen." Das ist natürliche Autorität, der ich mich gerne füge. Cheers!

Dienstag, 15. Februar 2011

Mithalten

"Hebscht amal" sagen Schwaben, wenn sie einen bitten, etwas zu halten. Die Anfrage ist nicht unkorrekt, wenn es sich um einen Bierkasten handelt. Eigentlich bezeichnet das Heben aber, etwas von unten nach oben zu befördern. In München, sagten in kurzer Abfolge mehrere Personen zu mir, habe man das Gefühl, nicht mithalten zu können, selbst wenn man es gar nicht will. Damit ist gemeint, dass viele Leute so viele demonstrative Statussymbole mit sich herumtragen Schrägstrich fahren, dass man unweigerlich in Abgrenzung, Neid oder wenigstens in einen Vergleich gerät. In jedem Fall hat es etwas mit dem Gefühl zu tun, die 'anderen' sähen von oben herab. Man käme nie da 'oben' an, wo sie seien. Es müsste eigentlich heißen: man bekommt das Gefühl, dass man nicht mitheben kann. Aber das würde mir jede Lektorin um die Ohren hauen.

Sonntag, 6. Februar 2011

Anraybannen

Ich habe offenbar meinen ersten Winter in der bayrischen Ödnis überstanden. Heute und gestern schien die Sonne bei gefühlt 15 Grad (über null). Ich war an beiden Tagen in Schwabing, zufällig. Und während ich dachte, das Privileg, beim ersten Sonnenstrahl mit Neon-Leggings und Psychopathen-Brille in der Sonne zu sitzen und sich Körperteile abzufrieren sei den Kreuz-PrenlbergerInnen zueigen, belehrten mich die Schwabinger eines besseren. Die sitzen mit dem Café Latte schon draußen wo der Berliner noch den Kohleofen einheizt, zumindest lässt ihr Teint darauf schließen. Der erste Tag, an dem die Ray-Ban ihr tristes Dasein in der Louis-Vuitton (hoffentlich habe ich das richtig geschrieben) beendet ist der Tag, an dem auch das Verdeck runter-, die Sonnenbrille raufgeklappt und die "draußen-nur-Latte" Tischchen innerhalb der weißen Markierungen auf dem Bürgersteig platziert werden. Es gibt also, abgesehen vom Label, wenig Unterschiede. Nur dass der bebrillte Gatte der Gattin mit dem Kinderwagen vor dem Max-Emanuel motzt "jo des is ja gseicht! wos is mit dem da drübm".

Ohne Worte - Orleansplatz